Category Archives: Platte der Woche

Platte der Woche (14)

Kuno macht den Schäuble und schnallt den Gürtel auf der Suche nach der Schwarzen Null enger. So bestehen die Top Ten des Jahres 2015 nur aus fünf Platten. Afelan ist sogar schon 2013 erschienen, aber ich habe die Platte erst dieses Jahr gekauft und mache die Regeln meiner Jahrescharts selbst. Ansage!

Djrum: Plantain [Samurai Red Seal]

Milo: So The Flies Don’t Come [Ruby Yacht]

Tapes Meets The Drums Of Wareika Hill Sounds: Datura Mystic [Honest Jons]

Mdou Moctar: Afelan [Sahelsounds]

Open Mike Eagle: A Special Episode Of [Mello Music Group]

 

 

 

Platte der Woche (13)

Plantain

 

Djrum: Plantain [Samurai Red Seal]

Wer früher mal die Musik gehört hat, die später Drum and Bass heißen sollte, aber sich dann ab Ende der Neunziger eher gelangweilt abgewandt hat, kann seit einigen Jahren wieder Hoffnung schöpfen. Samurai Music ist eines der Label, das – spätestens seit den ersten FIS-Erscheinungen vor etwa vier Jahren – für etwas Licht im Dunkel sorgt. So auch bei Djrums gerade veröffentlichter Maxi Plantain. Wie bei Samurai üblich, ist das limitierte Vinyl koloriert, in diesem Fall entweder weiß oder grün marmoriert. Schick.

Das Titelstück beginnt mit einem *AR-Sample, womit es bei mir sowieso schon gewonnen hat, aber zaubert noch eine ganze Reihe, teilweise auch sehr überraschende, Soundschnipsel aus dem Hut. Die B-Seite ist dagegen düsterer und deutlich schneller, womit sie schon eher nach Drum and Bass klingt. Djrum schert sich aber sowieso nicht groß um Genre-, Radio- oder Clubkonventionen und nimmt sich bei beiden Titeln über acht Minuten Zeit, um seine Beat- und Soundlandschaft zu entwerfen, die mit „advanced beat science“ (Hardwax) sicher kurz und treffend beschrieben ist. Gekauft.

Platte der Woche (12)

RappersWillDieOfNaturalCauses

 

Open Mike Eagle: Rappers Will Die Of Natural Causes [Hellfyre Club]

Im Gegensatz zu vielen seiner Kollegen, die nach jedem Auftritt ihre Stimmbänder erstmal in Kamillentee legen müssen, rappt Open Mike Eagle sehr leise, was wohl schon manchen Schlauberger zu guten Ratschlägen ermuntert hat: „Somebody told me I should rap in a louder voice / And that’s the only way to capture a crowd of choice“ (Career Advice, Another Roadside Attraction, 2010).

Mikes eigentliche Besonderheit liegt allerdings darin, technisch und textlich auf allerhöchstem Niveau zu rappen und das immer völlig mühelos und oft wie einen beiläufig aufgenommenen Monolog wirken zu lassen, der an seinen Gedanken teilhaben lässt. Alles reimt sich mindestens zweisilbig, ohne dass man je den Eindruck hat, da habe jemand krampfhaft irgendwelche sinnlosen Doppelreime zusammensuchen müssen, um die Zeilen fertigzukriegen. Im Gegenteil, es wirkt eher, als wisse der Gute gar nicht wohin mit all den Ideen, Wortspielen und Verweisen. Continue reading Platte der Woche (12)

Platte der Woche (11)

Kunos_Charts_2014

Eigentlich „Platten der Wochen“, denn es sind ja mir seine Platten des Jahres 2014. Ganz ohne Wertung von links oben nach rechts unten:

Rainer Veil: New Brutalism [Modern Love]
Clap! Clap! Tayi Bebba [Black Acre]
Fay: Deathwatch [Time No Place]
Weekend: The ’81 Demos [Blackest Ever Black]
Grouper: Ruins [Kranky]
Malayeen: Malayeen [Discrepant]
Boothroyd: Idle Hours [Tri Angle]
Cut Hands: Volume 4 [Dirter Promotions]
Teebs: Estara [Brainfeeder]
HTRK: Psychic 9-5 Club [Ghostly International]
Klaus: Tele [Tanum]
Otto A. Totland: Pinô [Sonic Pieces]

Platte der Woche (10)

Pinô

Otto A Totland: Pinô [Sonic Pieces]

Ich weiß nicht, ob das Geräusch der Tasten und Pedalen, das Nils Frahm im Studio mit aufgenommen hat, die Klavierstücke bewegender und intimer erscheinen lässt, wie ich hier und da lese, oder ob so etwas einfach nur neumodischer Schnickschnack ist. Mein klassikaffiner Nachbar entschiede sich wahrscheinlich für letzteres und dürfte den Piano-Vortrag wohl als „suspektweich“ abwatschen, wenn er ihn zu hören bekommt. Da ich von klassischer Musik deutlich weniger Ahnung habe, halte ich Totlands Debutalbum ganz naiv für eine sehr schöne und atmosphärisch dichte Sammlung introspektiver (tolles Wort) Klavierstücke, die ich – und das könnte fast der Stunt der Woche werden – nicht nur in Herbst und Winter hören werde.

Platte der Woche (9)

TayiBebba

Clap! Clap! Tayi Bebba [Black Acre]

Nach der Tambacounda EP, die bereits aufhorchen ließ (1€ ins Phrasenschwein), liefert Cristiano Crisci nun das Debutalbum seines Alter Ego Clap! Clap! ab. Tayi Bebba erzählt die Geschichte einer fiktiven Insel und ihrer Bewohner, wobei die Titel 17 Episoden einer Narrative bilden, die mit dem Geburtsmythos des ersten Tracks „The Holy Cave“ beginnt. Ihr weiterer Verlauf  lässt sich anhand der 16 folgenden Stücke sowie einer Mischform aus Fließschema und Höhlenzeichnung, die als Poster beiliegt, verfolgen. Letzteres klingt vielleicht nicht besonders aufregend, sieht aber gut aus, wie im Übrigen das gesamte Artwork von Kae ziemlich schick geworden ist.

In der Musik selbst finden sich alle möglichen Spuren zeitgenössicher Bassmusik, die Crisci auseinander nimmt und mit „tropischen“ Instrumenten und Gesängen kombiniert in neue, polyrhythmische Formen gießt. Weil andere Tayi Bebba sicherlich wesentlich besser beschreiben können als ich und ich noch raus in die Sonne möchte, werfe ich schnell nochmal Geld ins Phrasenschwein und schreibe: Die Musik sagt doch sowieso mehr als 1000 Worte, also hören Sie doch einfach selbst, liebes Publikum.

Platte der Woche (8)

MakeshiftPatriot

Sage Francis: Makeshift Patriot [Anticon]

Beinahe pünktlich zum soundso vielten Jahrestag der Anschläge des 11. September 2001 erscheint in dieser Kategorie zum ersten Mal eine Rap-Platte. Von Sage Francis kam damals eine der wenigen Stimmen im Musikgeschäft, die schon kurz nach den Anschlägen so ziemlich alles thematisierte, was im medialen Umgang mit 9/11 falsch lief und auf genau die politischen Folgen hinwies, die spätestens mit dem Patriot Act eintreten sollten. Makeshift Patriot erschien ursprünglich Ende 2001 als 7″ (obige Bilder stammen von einer späteren Veröffentlichung aus dem Jahr 2002) und Francis musste für das Stück auch einiges an Prügel einstecken. Aber er sollte Recht behalten: „Freedom will be defended on the cost of civil liberties.“ Continue reading Platte der Woche (8)

Platte der Woche (7)

fay

Fay: Deathwatch [Time No Place]

Zwei Jahre nach ihrem Debut Din veröffentlicht Fay dieser Tage ihr zweites Album auf Time No Place, wo u.a. auch Nguzunguzu unter Vertrag stehen. Es ist ziemlich schwierig, eine solche Rezension zu schreiben, während vor dem Fenster beim Roten Kreuz eine Nachwuchsband nach der anderen alle meine Lieblingshits von Bryan Adams bis Robbie Williams covert. Ich tue es aber trotzdem. Für euch. Mit Deathwatch auf dem Plattenteller wäre das Fest wahrscheinlich schneller zu Ende, denn Fay produziert wenig gefällige Musik. Dafür wesentlich interessantere. Sie zitiert, variiert und dekonstruiert alle möglichen Spielarten elektronischer Musik in ziemlich außergewöhnlicher Weise. Continue reading Platte der Woche (7)

Platte der Woche (6)

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Weekend: The ’81 Demos [Blackest Ever Black]

The unpredictable Blackest Ever Black have dug out and reissued Weekend’s demo from almost a quarter of a century ago. The ’81 Demos is a short but remarkable Mini LP spanning four songs in an aesthetics not a far cry away from contemporary dubby “dream-pop” outfits like Peaking Lights or The Long Lost. It is in fact The Long Lost’s Laura Darlington who comes to mind hearing Alison Statton’s clear and somewhat detached voice on three of the four tracks. Continue reading Platte der Woche (6)

Platte der Woche (5)

Cut Hands 4

Cut Hands: Volume 4 [Dirter]

Volume 4 ist, man ahnt es schon, die vierte einer Reihe von Vinylauskopplungen aus Cut Hands CD-Album Black Mamba und erscheint in limitierter Auflage und hervorragender Soundqualität auf 180g schwerem Vinyl. Das Cover ziert wie immer bei Cut Hands ein Vévé. Aha. In den meisten Kritiken, die ich gelesen habe, wurde die Bezeichnung wahrscheinlich einfach aus dem Pressetext übernommen und so getan, als könne damit selbstverständlich jeder etwas anfangen. Ich nicht. Also habe ich nachgeschlagen und erfahren, dass Vévés Symbole aus dem westafrikanischem Hoodoo sind.

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